Baugeschichte Über das spätmittelalterliche Gotteshaus des 1260 in einer Urkunde erwähnten Leutpriesters Swiger ist nichts bekannt. Starkes Bevölkerungswachstum führte im späten 16. Jahrhundert zum Bau einer neuen Kirche. Sie gliederte sich in ein rechteckiges Langhaus und einen gerade schliessenden Chor mit ostseitig angebauter Sakristei; über dem Triumphbogen erhob sich ein Dachreiter mit drei Glocken. Der Hochaltar war den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht, die Seitenaltäre Maria und Anna; den nördlichen Seitenaltar schmückte eine Darstellung des hl. Fridolin mit Urso. Diese Kirche war um 1850 baufällig und vermochte zudem die mittlerweile auf über 1000 Seelen angewachsene Talbevölkerung nicht mehr zu beherbergen.
Mit der Planung des 1864 beschlossenen Kirchenneubaus wurde der Badener Architekt Caspar Joseph Jeuch (1811-1895) betraut. Die Ausführung verzögerte sich, da zwischen Gemeinde und Staat Uneinigkeit bezüglich des Bauplatzes herrschte. Der an Baumeister Hans Baumann aus Villigen vergebene Rohbau konnte im Sommer 1870 unter Dach gebracht werden; ein Jahr später vollendete man den mit 125 Holzpfählen fundierten Turm. Die Altar- und Deckengemälde sowie die Stationenbilder schuf der Luzerner Kunstmaler Jakob Huwiler 1., die Farbfassung der Raumhülle stammte von August Jäggli, Winterthur. Altäre und Kanzel lieferte der Klingnauer Altarbauer Josef Maria Bürli, die Orgel bezog man von Friedrich Goll in Luzern. Die Einsegnung wurde im Juli 1872 vollzogen. Anlässlich der Kirch- und Altarweihe am 4. Mai 1891 durch Bischof Leonhard Haas wurde der Hochaltar wiederum den hll. Petrus und Paulus geweiht. Maria blieb Patronin des nördlichen Seitenaltars, der südliche erhielt neu den hl. Joseph als Schutzpatron.
Renovierungen im 20. Jahrhundert Mit ihrer Innenrenovierung eliminierten Reiss& Haaga 1933 die originale Farbfassung und die Deckengemälde vollständig; lediglich die Deckenkassetten, der Triumphbogen und das Altarhaus erhielten neue Malereien. Gleichzeitig konnte die 1913 begonnene Ausstattung der Kirche mit Glasgemälden dank Stiftungen komplettiert werden.
Die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1975 von Walter Bosshart-Erni, Zürich, vorgenommene purifizierende Innenrenovierung veränderte die Chorarchitektur massiv, beseitigte die Altäre, die Kanzel, die Beichtstühle, die Kreuzwegstationen sowie die Farbfassung von 1933. Einzig die Glasgemälde wurden auf Drängen der Stifterfamilien beibehalten. 1978 konnte die neue Orgel von Armin Hauser, Kleindöttingen, eingeweiht werden.
Äussere Erscheinung Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul steht, weithin sichtbar, in erhöhter Lage am sanft geneigten Osthang über dem Dorf. Das Gotteshaus im neuromanischen Stil wird von einem markanten eingestellten Frontturm geprägt (s. Abb. S. 4, 31). Dieser Typus ist nicht nur charakteristisch für diese Zeit, sondern auch im Werk des bedeutenden Kirchenbauarchitekten Jeuch mehrmals anzutreffen (vgl. etwa Leuggern, 1851-1853; Bünzen, 1859-1861). Die Saalkirche mit bündigem, dreiseitig schliessendem Chor wird durch das durchlaufende abgewalmte Satteldach zu einem eindrücklichen Volumen zusammengebunden. Auf dem First markiert ein schlankes blechverkleidetes Dachreiterehen den Beginn des Chors, der äusserlich keine spezielle Auszeichnung erfährt. Auch die Langhausseiten sind ungegliedert und lediglich von Rundbogenfenstern belebt. In der Mitte der Langhausflanken öffnen sich Seiteneingänge auf das Kirchenschiff. Alle Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die Eingangsseite mit dem beherrschenden spitzbehelmten Frontturm. Seine drei unteren, glatt verputzten Geschosse weisen mit Rundbogenportal, Masswerkrosette und gekuppeltem Zwillingsfenster vielgestaltige Öffnungen auf. Das nach allen Seiten mit rundbogigen Schallöffnungen ausgestattete Glockengeschoss ist durch eine abgeschrägte Eckquaderung aus gelblichem Kornbergerstein akzentuiert.
Das kreuzgewölbte Turmerdgeschoss dient als Vorhalle. Am Sturz des Portals findet sich das Baudatum 1870, im Bogenrund darüber ein gleicharmiges Kreuz. Die zweiflüglige Haupttür und die beiden Seiteneingänge zu den Emporentreppen zeigen eine vertikal betonte Felderteilung mit Friesbrettern, die sich mittig rautenförmig überkreuzen. Dieses Gestaltungsmotiv setzte Architekt Jeuch häufig ein. Das weite, von schmächtigen Lisenen in fünf Joche gegliederte Langhaus wird von einer flachen Gipsdecke überspannt. Zwischen Wänden und Decke vermitteln die Scheingewölbe von Vierteltonnen, in die über den Rundbogenfenstern Stichkappen einschneiden. Die Mittelpartie des Plafonds ist eingetieft und gliedert sich, der Jochzahl entsprechend, in fünf von Konsolfriesen gerahmte Kassetten. Der um einige Stufen erhöhte Chor wird seit der Umgestaltung von 1975 durch Schlitze in den schräg gestellten Scheidewänden indirekt belichtet.
Die 1913 und 1933 gestifteten Glasgemälde. Vom heute kargen Kircheninneren heben sich die bunten Glasgemälde wohltuend ab. Unter den in den Sockelinschriften genannten Stifterinnen und Stiftern figuriert auch Pfarrer Adolf Reinle. In der Südwand sind von Osten nach Westen dargestellt: der Kirchenpatron Petrus (datiert 1913); der Erzengel Michael; der hl. Aloisius von Gonzaga als junger Jesuitennovize mit Kreuz, Lilie und Totenkopf sowie abgelegter Krone als Symbol für Erbverzicht; die hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten; der hl. Niklaus von Flüe sowie in der Westwand der hl. Carl Borromäus. In der Nordwand folgen von Osten nach Westen: der Kirchenpatron Paulus (datiert 1913); ein Schutzengel; der Evangelist Johannes mit Schriftrolle, Buch und Adler; die hl. Elisabeth von Thüringen, die Almosen an kniende Bettler austeilt; der hl. Franziskus von Assisi sowie in der Westwand die hl. Theresia von Lisieux («hl. Theresa vom Kinde Jesu», datiert 1933), dargestellt als Karmelitin. Die vier einander im Schiff gegenüberstehenden Fensterpaare der Zürcher Firma Huber-Stutz aus dem Jahr 1913 entsprechen sich formal: In der Vorchorzone erscheinen die Kirchenpatrone vor einem dunklen Grund, der samt dem mit Blatt- und Blütenranken gefüllten Sockelfeld von einer floralen Bordüre gerahmt wird. Die drei folgenden Fensterpaare enthalten Einzelfiguren oder szenische Darstellungen in mehrpassigen Bildfeldern, welche die ganze Fensterbreite beanspruchen und die Rankenrahmen unterbrechen. Die vier 1933 vom Zürcher Glasmaler Heinrich Mäder geschaffenen Glasbilder im Bereich der Empore zeigen in Rundbogenfeldern ganzfigurige Heilige mit prominent inszenierten Attributen etwa dem Kruzifix bei Carl Borromäus oder der Kapelle in Flüeli-Ranft bei Niklaus von Flüe. Deutliche Tendenzen zur Abstraktion finden sich in den gestreiften Himmelshintergründen und den geschichteten Nimben. Heinrich Mäder war ab 1899 Mitarbeiter des 1908 verstorbenen Johann Heinrich Huber-Stutz und übernahm das Glasmaleratelier 1923 nach dem Tod der Witwe Huber-Stutz.
Ausstattung. Erwähnenswert sind einzig einige Skulpturen. Das Standbild des hl. Sebastian an der nördlichen Schiffswand, eine farbig gefasste, teilvergoldete Holzplastik aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt wohl aus der Vorgängerkirche. Die beidseits des Haupteingangs auf Wandkonsolen platzierten weiss gefassten Statuetten der hll. Petrus und Paulus flankierten einst den Auszug des neuromanischen Hochaltars. Tabernakel, Opferaltar und Taufstein aus Mägenwiler Muschelsandstein wurden 1975 vom Zürcher Bildhauer Josef Caminada gestaltet.